Wie in jedem Jahr wählt eine ehrenamtliche Jury des Vereins Spiel des Jahres e.V. aus dem aktuellen Jahrgang die Spiele aus, die ihnen am besten geeignet erscheinen, für das Brettspiel in der Gesellschaft zu werben. Das gewählte Spiel sollte damit zugänglich sein und eine breite Zielgruppe ansprechen- also nicht nur „Spiele für Ingenieure“…
Um es ein bisschen spannender zu machen, werden jedes Jahr zuerst die Spiele veröffentlicht, die alle für die Hauptpreise nominiert wurden. Die Siegerspiele in den drei Kategorien werden dann am Sonntag, den 13.07.2025 in Berlin gekürt.
Nominiert für die Wahl zum Spiel des Jahres 2025
Bomb Busters (Autor: Hisashi Hayashi, Pegasus Spiele)
Das Spiel hat mich schon auf der Messe Spiel in Essen letzten Herbst fasziniert. Vor jedem Mitspielenden steht eine kleine Bank mit Zahlenkärtchen, die ungleichmäßig verteilt wurden. Jeder sieht dabei nur seine Zahlenkärtchen. Durch geschicktes Deduzieren muss die Gruppe nun herausfinden, wer welche Zahlenkärtchen vor sich stehen hat und diese dann nach und nach abräumen.
Erinnert alles erstmal sehr an das Spiel „Da Vinci-Code“ von Eiji Wakasugi von 2004 (Verlag: Winning Moves). Aber die thematische Verpackung ist hier genial gelungen. Aus Zahlenwerten werden farbige Drähte einer Bombe, die wir zwecks Entschärfung nach und nach durchtrennen müssen. Also bloß nicht einen falschen Draht durchtrennen (= falsche Zahl bei einen Mitspielenden vermuten), denn sonst könnte die Bombe explodieren. Erstaunlich, wie es der Autor hier schafft, Emotionen zu erzeugen.

Das Spiel bietet zudem wachsende Herausforderungen, die sich die Gruppe nach und nach erarbeiten kann. Dabei gewinnt sie Erfahrungen, aber auch die ein oder andere Spielausrüstung. Dieses Bombenspiel lässt hier ordentlich die Köpfe qualmen – im positiven Sinne. Das Thema ist perfekt getroffen, wenn man ausblenden kann und möchte, worum es beim Bombenlegen wirklich geht. Die Umsetzung mittels seltsamer cartoonartiger Figuren versucht hier wohl, etwas Distanz zu schaffen.
Flip 7 (Autor: Eric Olsen, Kosmos)
Das kleine Kartenspiel tritt selbstbewusst auf mit der Aufschrift „Das beste Kartenspiel aller Zeiten“. Dabei enthält es nur Zahlenkarten, die jeweils so oft im Spiel vorhanden sind, wie es ihr Zahlenwert beschreibt, zuzüglich einiger Sonderkarten. Jeder bekommt eine Karte ausgeteilt und dreht sie um. Der Zahlenwert entspricht den Siegpunkten. Nun aber beginnt das Zocken: Jede/r wird gefragt, ob er/sie eine weitere Karten ziehen möchte. Hat diese einen zu den bereits vor einem liegenden Karten anderen Wert, sind dies weitere Siegpunkte. Wird aber eine gleiche Karte gezogen, verliert man alles. Wer zuerst eine bestimmte Gesamtpunktzahl erreicht gewinnt.
Dieses simple Zockerspiel macht erstaunlich viel Spaß, zumal drei Sonderkarten noch reichlich Würze und Überraschungen ins Spiel bringen. Spielen alle nur auf Sicherheit, dann zündet das Spiel naturgemäß nicht. Kann auch gut in größeren Spielrunden gezockt werden.
Krakel Orakel (Autor: 7 Bazis, Topp)
Ein Mal-Spiel, bei dem sich gerade die Personen wohlfühlen, die meinen, nicht zeichnen zu können. Jeder Mitspielende erhält eine abwischbare Zeichenvorlage, die an die Schnittmusterbögen aus alten Zeiten erinnert: Jede Menge gestrichelte Linien in wilden Kurven und Mustern. Die Aufgabe lautet nun, Linienteile so zu übermalen, dass eine Zeichnung entsteht, die einen verdeckt gezogenen Begriff gut darstellt. Gemeinsam muss die Gruppe dann herausfinden, welche Begriffe hinter den Zeichnungen stehen. Zur Verwirrung werden auch noch Begriffe ins Rennen geworfen, die zu keiner Zeichnung passen.
Es ist verblüffend, zu welche kreativen Leistungen man gebracht wird, nur durch Auswahl geeigneter Linienstücke. Es entstehen dem Spieltitel entsprechende Krakelzeichnungen, für die man sich aber nicht schämen muss. Im Gegenteil, gerade Leute, die gut zeichnen können, werden durch den Mechanismus ebenfalls zu „Krakelern“. Prima Spiel-Idee, einziges Manko: Das Saubermachen der Spieltafeln nach jeder Runde.
Mein Gewinner-Tipp zum Spiel des Jahres 2025: Bomb Busters
Der Einstieg in dieses gemeinsame Rätselknacken ist einfach und die Lernkurve auch recht steil. Die Steigerung der Schwierigkeit wird aber so manche Spielerunde vor Herausforderungen stellen. Idealerweise spielt man immer in der gleichen Runde, um stets den gleichen Erfahrungsstand zu haben. Das werden aber meiner Einschätzung nach nur die wenigsten Gelegenheitsspielrunden durchhalten. Daher wäre Krakel Orakel vielleicht doch die bessere Wahl. Flip 7 hat super einfache Regeln, macht viel Spaß, aber scheint mir doch zu trivial für ein prämiertes Spiel des Jahres.
Zusätzlich gibt es für die Kategorie „Spiel des Jahres“ auch noch eine Empfehlungsliste mit weiteren Spieleempfehlungen:
Agent Avenue von Christian Kudahl und Laura Kudahl (Nerdlab)
Das 2-Personenspiel macht richtig Spaß, ist kompakt und hat eine elegante Mechanik des gegenseitigen Jagens. Gefällt uns sehr.
Castle Combo von Grégory Grard und Mathieu Roussel (Kosmos)
Ein schönes Karten- bzw. Set-Sammelspiel, auch leicht zugänglich und ebenfalls in kleiner Schachtel. Hat uns in den Spielerunde ebenfalls sehr gefallen.
Die weiterne Empfehlungen habe ich leider noch nicht spielen können:
- Cities von Phil Walker-Harding und Steve Finn (Kosmos)
- Foxy von David Spada (Game Factory)
- Perfect Words von Paul-Henri Argiot (Piatnik)
- Sherlocks Spürnasen von Dave Neale und Clémentine Beauvais (Mirakulus)