Buchrezension: Kopfball – Warum gehen Seifenblasen im Regen nicht kaputt?

Foto: C. Krause

Kopfball – das fast schon legendäre Fernsehmagazin mit recht blödem Sendeplatz (Sonntags vormittags) – wird es wohl nicht mehr lange geben. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wird es nach Jahrzehnten im WDR-Fernsehen aus Kostengründen eingestellt. Ein herber Verlust in meinen Augen.

Pünktlich zum Ende der Sendung gibt es jetzt ein kleines Taschenbuch, das 125 Fragen und Antworten aus der Sendung aufgreift und damit Alltagsfragen des Publikums nachgeht:

Kopfball – Warum gehen Seifenblasen im Regen nicht kaputt?
…und 125 weitere spannende Fragen des Alltags
Das Buch zum Wissensmagazin Kopfball
von Mareike Fallwickl-Glavnik, Ingo Knopf (Redaktion)
249 Seiten
ISBN 978-3-86883-412-3
ca. 10.- EUR

Fernsehen zum Lesen?
Im Gegensatz zu der sehr experimentierfreudigen TV-Sendung fordert dieses Buch nicht zum eigenen Experimentieren auf. Die sehr textlastigen Beschreibungen sind leider nur Zusammenfassungen der jeweiligen Sendungen. Das Ganze liest sich eher wie ein runtergeschriebenes Drehbuch: „Und dann legt Kopfball-Reporter Adrian den …“.

Ein Wissensbuch?
Andere Artikel, wie z.B. „Wieso wird man seekrank?“ lesen sich eher wie ein Lexikoneintrag, hier gleich inkl. kleiner Skizze des Gleichgewichtsorgans. Oder es wird einer Frage nachgegangen, deren Antwort man durch ein XXL-Experiment recht spektakulär – aber unnötig aufwendig – auflöst. So zum Beispiel, ob man mit Fahrrad-Dynamos den Strom für einen ganzen Haushalt erzeugen kann.

Ein roter Faden?
Zwar ist das Buch aufgeteilt in verschiedene Rubriken, doch schon das erste Beispiel zeigt, dass diese thematische Zuordnung nicht immer leicht nachvollziehbar ist. So wird unter der Überschrift „Essen und Trinken“ der Frage nachgegangen, ob man eher etwas beim Gehen verschüttet, wenn man nur auf die Tasse schaut.
Die anderen Rubriken sind:

  • Naturphänomene
  • Der menschliche Körper
  • Die Welt der Tiere
  • In der Luft
  • Fragen des Alltags (war das nicht die Buchüberschrift??)
  • Ausnahmesituationen
  • Zeit für Action
  • Freizeitfragen
  • Ein Stuntman erzählt
  • Prominente fragen
  • Allerlei Kurioses

Allerlei Kurioses
Diese letzte Kapitelüberschrift fasst in meinen Augen das ganze Buch gut zusammen. Viele, teilweise sehr skurille oder spektaluäre Versuche, beleuchten alle möglichen Wissensgebiete. Eine thematische Sortierung ist leider so gut wie nicht zu erkennen.

Zusammenfassung/Bewertung
Es handelt sich bei dem Buch nicht wirklich um ein Experimentebuch, sondern eher um eine Sammlung von Wissenshäppchen (ähnlich der Bücher nach dem Motto „Warum fallen Vögel beim Schlafen nicht vom Baum?“). Ich bewerte das Buch wie immer in erster Linie im Hinblick auf die Eignung zur Vorbereitung eines Forscherkurses.

Materialaufwand: 1 von 5 Punkten
Die Experimente sind meist spektakulär und entsprechend groß, um fernsehtauglich zu sein. Daher mit normalen Mitteln nicht einfach nachzumachen.

Versuchsbeschreibung: 1 von 5 Punkten
Leider eben oft nur die Beschreibung dessen, was man im Film sehen könnte. Zu wenig, um die Experimente direkt nachzumachen.

Praxistauglichkeit: 2 von 5 Punkten
Wiederholbarkeit ist sicher gegeben, aber aufgrund der meist XXL-Varianten eben nicht unter normalen Umständen im Klassenraum. Und zum Thema „Sicherheit“ spricht eigentlich schon der Titel „Ein Stuntman erzählt“ Bände ;-)

Erklärung: 4 von 5 Punkten
Die Erläuterungen gefallen mir gut, sie sind allgemeinverständlich und mit praktischen Beispielen versehen. Die manchmal sehr konkreten Zahlenangaben passen nicht ganz dazu.

Grafik/Fotos: 1 von 5 Punkten
Ein paar wenige Skizzen und noch weniger Fotos unterbrechen die Textwüste.
Zum Glück gibt es aber fast alle Kopfball-Folgen als Podcast zum Download. Nur die richtige Folge rauszufinden, ist nicht einfach. Hier hätte geholfen, den Sendetermin der Folge anzugeben, denn danach sind die Podcasts im Web sortiert.

Alltagsbezug: 4 von 5 Punkten
Die Themen sind allerdings wirklich querbeet durch alle Lebensbereiche. Die Reporter sind wirklich den Fragen des Alltags auf der Spur.

Originalität: 5 von 5 Punkten
Definitiv originell sind die Fragen und die beschriebenen Lösungswege. Man merkt, dass die Redakteure richtig Spass an der Sache und tolle Ideen hatten.

Bonus/Malus: -5 Punkte
Das Durcheinander und die „Bleiwüste“ werden durch originelle Ideen und die im Hintergrund verfügbaren Podcasts leider nicht ausgeglichen. Zum direkten Nachmachen ist fast nichts geeignet.

Gesamt: 13 Punkte

Fazit:
Eine Textsammlung über ein großartiges Fernsehmagazin. Orginelle Ideen, aber für die Vorbereitung eines Experimentierkurses ungeeignet. Da lohnt es sich eher, die Webseite zu besuchen und sich dort die Experimente unter der Rubrik „Street Science“ anzusehen. Für das Buch aber gilt für mich: „Schade, Chance vertan.“

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